Liebe Petra,
danke für Deine liebe und ausführliche Antwort.
Du hast recht. Der Pflegedienst scheint augenblicklich die letzte Lösung zu sein. Und Du hast gefragt, was er möchte. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Wir sollen Gespräche über seine Krankheit generell vermeiden und meine Eltern führen solche Gespräche unter Garantie auch nicht. Es ist wirklich so, dass eigentlich immer nur meine Mutter entscheidet, wann er zum Arzt gehen muss. Gestern war das beste Beispiel. Sie sagte meinem Bruder, dass er mit Papa heute zum Arzt fahren soll. Aber sie hat ihn nicht gefragt, obwohl er im Zimmer nebenan lag.
Ich könnte tagtäglich heulen, da ich das Gefühl habe, dass innerhalb der Familie so vieles "totgeschwiegen" wird. Die Probleme, die bestehen, werden meiner Meinung nach nicht rational gelöst. Viel zu sehr nach Emotionen, Würde und Stolz. Papa hat seit knapp 3 Jahren Krebs und wir haben über nichts gesprochen. Oft ist es so, dass meine Mutter in seiner Gegenwart die an ihn gestellten Fragen beantwortet.
Gerade habe ich bei ihnen angerufen, um zu fragen, was der Arzt heute gesagt hat. Mein Bruder sagt, dass sich das erledigt hätte. Warum? Ja, er nimmt jetzt die homöopatischen Tropfen gegen Übelkeit und Erbrechen. Ich bin so sehr schockiert. Diese Tropfen stehen seit drei Tagen dort und er hat sie zweimal ausprobiert, um festzustellen, dass er sie wieder erbricht. Ich sitze hier und weine ununterbrochen. Das ist doch wie akuter Blutverlust und ohne Hilfe darauf warten, dass es irgendwann aufhört. Oh Gott, ich finde keine Worte dafür. Bin fassungslos.
Oft denke ich, dass ich das Ganze überdramatisiere. Vielleicht sehe ich das alles zu streng. Oder bin ich die Einzige, die den Blick auf die Realität noch nicht verloren hat? Ich weiß echt momentan nicht, was richtig und was falsch in dieser Situation ist. Zumal es für mich verdammt schlimm ist, das Ganze nur als Gast von außen beobachten zu dürfen.
Einen Pflegedienst kann und darf ich aber nur zu Rate ziehen, wenn meine Eltern, primär mein Vater damit einverstanden sind. Es ist eine verzwickte Situation und erhöht den Schmerz, die Krankheit an sich zu akzeptieren, ungemein.
Danke, dass Ihr zuhört. Fühl mich nicht mehr so ganz allein.
Daniela