Liebe Ursula,
vielen Dank!
Viele Grüße
Sandra
Liebe Ursula,
vielen Dank!
Viele Grüße
Sandra
Hallo,
ich heiße Sandra, bin 50 Jahre alt und wohne in Berlin. Genau vor einem Jahr hat man bei meinem Freund, der in Hamburg lebt, Magenkrebs festgestellt. Seitdem ist nichts mehr wie es war. So gut wie möglich begleite ich ihn. Aber ich merke, dass es wichtig ist, dass ich mich mit anderen, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich, austauschen kann. Deswegen bin ich hier.
Viele Grüße
Sandra
Liebe Forums-Mitglieder,
ich heiße Sandra, bin 49 Jahre alt und bin eine Hamburgerin in Berlin. Ich bin heute auf das Forum gestoßen, weil mir eine Kollegin geraten hat, mir ein wenig Hilfe zu suchen.
Mein Freund, lebt in Hamburg und wird nächste Woche 73 Jahre alt, hat Magenkrebs im Endstadium. Anfang des Jahres wurde der Krebs bei ihm diagnostiziert, nachdem er sehr stark an Gewicht verloren hatte und kein Essen mehr bei sich behalten konnte. Er hatte bereits 2009 ein Magenkarzinom, seitdem fehlt ihm ein Teil des Magens. Die jetzige Erkrankung ist kein Rezidiv und der Krebs hat nicht gestreut, was ja erstmal eher positiv ist, allerdings ist der Krebs so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr operabel ist. Im Mai hatte mein Freund noch eine schwere OP vor sich, allerdings mussten die Ärzte diese erfolglos abbrechen, da der Krebs in den Pankreas-Kopf eingewachsen ist. Wenn alles gut geht, haben wir noch ein Jahr (Stand Juni).
Nach dem ersten Schock und der Trauer darüber hatte mein Freund sich sehr schnell wieder berappelt, aber dann begannen leider starke Schmerzen, im Zuge derer er noch einmal stark an Gewicht verloren hat (insgesamt waren es dann mehr als 20 kg). Mittlerweile bekommt er Morphine, und es geht ihm deutlich besser, so dass wir wieder sachte anfangen konnten, Pläne zu machen. Für unsere zunächst für November geplante Kapstadt-Reise haben wir auf Anraten vorgezogen und verkürzt. Allerdings hatte (und habe) ich große Bedenken, allein schon wegen des langen Fluges. Wir haben dann (auf meinen Wunsch) vereinbart: Wenn er wieder mindestens 70 kg wiegt, dann machen wir die Reise. Nun ist er ganz kurz davor, und ich denke, es sieht gut aus. Heute ist er mit seinem Enkel für ein paar Tage nach Mailand geflogen, das wird sozusagen die Generalprobe. Ich wünsche uns, aber ganz besonders ihm, sehr, dass alles gut geht.
Momentan hat er eine zweimonatige "Pause" von der Chemo- und Immuntherapie. Aber demnächst muss er wieder zur Blutabnahme und zum CT, dann wird weiter entschieden.
Wir kennen uns schon einige Jahre, hatten auch in den letzten Jahren schon eine sehr enge Bindung, aber erst durch die Zeit im Krankenhaus ist unsere Beziehung nochmal viel inniger geworden. Ihr wisst sicher selbst, dass das Leben mit so einer Krankheit sehr viel mit einem macht. Auch wenn ich mich grundsätzlich durch meinen Freund schon sehr verändert habe, bin ich durch diese Situation nochmal viel weicher geworden. Mir ist nochmal bewusst geworden, wie wichtig er mir ist und wie viel er mir bedeutet. Er sagt immer wie glücklich ich ihn mache und was er für ein Glück hat, dass es ihn in seinem Alter nochmal so erwischt hat. Und er macht mich glücklich.
Aber mit all dieser Nähe wachsten natürlich auch die Ängste. Wir können über alles reden, und das tun wir auch. Ich versuche, ihm zu helfen und für ihn da zu sein, wo ich kann. Wir sehen uns eigentlich jedes Wochenende. Mittlerweile haben wir auch einen Hospizplatz für ihn gefunden, wo er jetzt auf der Warteliste ist; momentan ist dieser ja noch nicht erforderlich. Ich versuche auch, bei den wichtigen Arztgesprächen dabei zu sein, wobei mir mittlerweile langsam der Urlaub ausgeht, weil ich mir, um meinen Freund (auch im Krankenhaus) begleiten zu können, bereits viel Urlaub genommen habe. Ich funktioniere in vielerlei Hinsicht. Unter der Woche arbeite ich, am Wochenende bin ich bei ihm, ab und zu ist er auch bei mir, aber ich möchte ihm die Fahrerei nicht immer zumuten. Und zwischendrin verbringe ich natürlich auch viel Zeit mit Grübeln. Und damit, Angst zu haben. Aber es ist mir durch unsere begrenzte Zeit auch wichtig, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen.
Ganz oben ist die Angst, wie es sein wird, wenn er nicht mehr da ist. Aber gleich danach kommt auch schon die Angst vor dem Moment, in dem es meinem Freund "auf einmal" wieder schlechter gehen wird und dann klar ist, dass das nicht mehr besser wird, sondern es nur noch bergab gehen wird. Mein Freund ist ein starker Mensch. Er hat mir gerade am Wochenende wieder gesagt: "So, wie es jetzt ist, bin ich ein glücklicher Mensch." Er ist einfach wunderbar. Und ich weiß, dass ich ihm eine große Stütze bin, weil ich mich, genau wie er, der Situation irgendwie stelle, während seine Familie eher nach dem Vogel-Strauß-Prinzip lebt. Das meine ich jetzt nicht abwertend. Aber sie können ihn eben nicht wirklich unterstützen.
Aber manchmal, in ruhigen Momenten, wird mir das Herz auch schwer. Dann kommt auch die Angst vor der Verantwortung wegen unserer Kapstadt-Reise. Denn ich weiß jetzt, wenn ihm da irgendwas passieren sollte, dann "darf" ich mir die Vorwürfe seiner Familie anhören. Aber ich bin auf der anderen Seite der Meinung, dass mein Freund gerade jetzt leben muss. Deswegen nehme ich das in Kauf. Und weil ich bei und mit ihm sein will.
Ach, jetzt habe ich so viel geschrieben und weiß eigentlich gar nicht so genau, worauf ich hinaus will. Vielleicht erkennt sich der/die einzelne ein bisschen wieder und kann verstehen, was innerlich so gerade bei mir los ist. Aber auf jeden Fall wollte ich mich hier schon einmal vorstellen und Euch meine "Geschichte" schon ein bisschen berichten, damit Ihr schon etwas von mir wisst.
Ich wünsche Euch allen erst einmal einen schönen Abend!
Viele Grüße