Hallo,
deine Situation ist wirklich nicht einfach. Ich würde sagen, stelle deine Befindlichkeiten erst einmal hintenan und schaue, was er braucht. Wenn er sich zurückziehen möchte, lasse ihn. Wenn er möchte, dass du deinen Urlaub durchziehst und genießen kannst, dann versuche das. Wenn er aber doch Hilfe braucht, es nur nicht sagen kann, dann biete es ihm auf unaufdringliche Weise an. Vielleicht kannst du auf deinem Weg in den Urlaub einen Abstecher zu ihm machen, oder hast du einen Flug gebucht? Wenn ihr euch seht ist es vielleicht einfacher.
Mit den Sorgen ist das auch so eine Sache. Man möchte auf der einen Seite nicht, dass sich die anderen so viel Sorgen machen oder schockiert reagieren. Das überfordert. Aber wenn die anderen relaxt sind und entspannt in den Urlaub fliegen, verletzt einen das doch auch irgendwie, oder? Da schlagen dann vielleicht zwei Herzen in einer Brust.
Du kennst ihn, vielleicht spürst du, wie du ihn jetzt unterstützen kannst. Hat er vielleicht einen guten Freund, mit dem du Kontakt auf nehmen könntest? Oder würde er das als "Hintenherum" empfinden? Einige Freunde meines Mannes haben zur mir Kontakt aufgenommen, geschrieben, sie wüssten nicht, wie sie reagieren sollen, wollen nicht aufdringlich sein, aber gern irgendwie helfen. Ich konnte dann erklären und Hinweise geben.
Nach "unserer" Diagnose mein Mann ziemlich taff geblieben, während ich völlig in Panik geraten bin. Er musste mich dann trösten, nachts immer halten, beruhigen. Das war mir einerseits sehr unangenehm, weil ich ja ihn hätte trösten sollen. Andererseits hat er gemerkt, wie nah mir seine Diagnose geht. Also wirklich, er konnte sicher sein, es ist nichts Vorgespieltes, keine korrekte Betroffenheit. Ich glaube, das hat ihm gut getan, ich habe seine Gefühle zum Ausdruck gebracht als er es noch nicht konnte und er wusste, da ist jemand, für den das Ganze genauso schlimm ist wie für ihn. Später wurde ich dann taff, einfach, weil es nicht anders ging, ich musste jeden Tag von früh bis spät funktionieren. Ich glaube, das hat ihn oft irritiert.
Aber jeder ist anders. Es ist sehr schwer herauszufinden, was in einer Situation gut ist und was nicht. Und Fehler wird man dabei immer machen, da muss man mit sich auch etwas nachsichtig sein.