Hallo,
ich heiße Lieschen, bin 25 Jahre alt und komme aus Halle.
Mein Großvater hatte Lungenkrebs und ich habe jetzt keinen Opapa mehr.
Hallo,
ich heiße Lieschen, bin 25 Jahre alt und komme aus Halle.
Mein Großvater hatte Lungenkrebs und ich habe jetzt keinen Opapa mehr.
Vielen lieben Danke für die lieben Worte. Ich komme allerdings nicht mit diesem geschützten Bereich zurecht. Versteh das irgendwie nicht. Kann mir das jemand weiterhelfen?
Ich fange einfach an. Die Last ist erdrückend. Mein Grossvater, eigentlich mein Vater, er hat mich großgezogen, ist gestern abend an Lungenkrebs gestorben. Er hat drei lange Jahre gekämpft und alle Ärzte betonen, dass es selten ist, dass jemand mit einer solchen Diagnose noch solange durchhält. Aber was hilft uns das. Natürlich ist es besser für ihn, da wo er jetzt ist, natürlich ist das der Lauf des Lebens, natürlich wird das Leben weitergehen - aber wie? Ganz plötzlich, von jetzt auf gleich ist alles ganz anders. Das Leben muß neu geordnet werden. Alle Gesetzmäßigkeiten haben an Bedeutung verloren. Nichts ist mehr, wie es noch gestern morgen war.
Und heute morgen ist die Sonne totzdem einfach aufgegangen, der Tag nimmt ohne Rücksicht seinen Lauf und Einsamkeit ist das einzig erträgliche. Menschliche Nähe ist ein Kerker, das Alleinsein macht es möglich das Leid zu ertragen. Da weiß ich ahnend seit 3 Jahren, was seit gestern Tatsache ist, wage es nicht in den Mund zu nehmen, mit Lippen zu formen, dass er nicht zurückkehren wird und doch ist die Wirklichkeit schwammig, vernebelt, ihre Auswirkungen viel zu trügerisch , gar nicht wahr...Ich kann nicht begreifen, was geschehen ist, ich WILL nicht begreifen.
Ich bin ohne Tränen, ich schreie den Schmerz stumm heraus, es zerreißt mich, ich will mich verstecken, einigeln, reißaus nehmen, vorm bösen Monster Schmerz. Aber der Schmerz ist in mir, es gibt kein Entkommen und ich habe Angst, wieder nachhaus zu gehen, weil ich weiß, daß mein Opapa nicht da sein wird, daß meine Omama zur Tür sehen wird, in der stillen Hoffnung, daß ich ER bin und dann werde ich sehen, wie der Schmerz sie auffrißt. Ich werde das nicht tragen können. Ich schäme mich, jetzt nicht für Omama da sein zu können. Ich kann sie nicht auffangen, muß selbst erst klarkommen. Begreifen, Abschied nehmen.WEINEN, verdammt, ich will weinen, mir Luft machen, atmen, nicht am Schmerz ersticken - doch ich kann nicht...
Ich frage mich, wann ich mich in der Realität wiederfinde und endlich begreife.
Natürlich ist alles ganz logisch, Menschen sterben. Aber alle Logik verliert sich, wenn der Tod plötzlich Gast im eigenen Haus ist.
Und die Welt dreht sich weiter, hält nicht an, nur die Nacht schnauft schwer über der Stadt, still und gemein.
Das laute Ticken der Uhr treibt mich in den Wahnsinn und macht nur noch bewußter, daß das Leben einfach weitergeht...
Ich schreie weiterhin stumm und versuche mich für den Moment zu wappnen in dem plötzlich alles echt sein wird, wenn die Seele bereit ist, alles wirklich zu fassen.
Bis dahin tröstet töricht der Alkohol, macht den Schmerz erträglich.