Ernährung während der Chemotherapie - Teil 1

  • von Claudia Schneider


    In den letzten Jahren wurden eine Reihe von Medikamenten entwickelt, die die Verträglichkeit der Chemotherapie verbessern. Mögliche Nebenwirkungen können durch eine geänderte Ernährung positiv beeinflußt werden.



    Übelkeit und Erbrechen


    Da die individuelle Verträglichkeit der Chemotherapie sehr unterschiedlich ist, kann bei einigen Patienten, trotz aller Medikamente, Übelkeit nicht ganz verhindert werden. Probieren Sie alles, worauf Sie Lust haben. Oftmals werden warme Suppen, auch bereits zum Frühstück, als angenehm und lindernd empfunden. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihre Lieblingsspeise plötzlich anders schmeckt. Durch die Therapie kann der Geruchs- und Geschmackssinn sich vorübergehend verändern. Denken Sie daran, daß Sie ausreichend trinken: Tees, klare Suppen und Mineralwasser helfen, den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt zu stabilisieren.



    Mundschleimhaut- und Speiseröhrenentzündung


    Durch die Chemotherapie kann es vorübergehend zu schmerzhaften Reaktionen der Mundschleimhaut kommen, die sich manchmal auch auf Rachen und Speiseröhre ausdehnen. Sie sollten ständig kleine Flüssigkeitsmengen zu sich nehmen, um zu verhindern, daß die Schleimhaut austrocknet und sich schwer entfernbare Beläge bilden. Haben sich schon Krusten gebildet, hilft das wiederholte Lutschen von Butterflocken. Eiswürfel aus Kräutertee zum Lutschen helfen, die Schmerzen zu verringern. Mit Abklingen der Schmerzen können Sie von Tag zu Tag mehr essen. Beginnen Sie mit flüssiger Nahrung: zum Beispiel Milchmixgetränke und kalte oder lauwarme Cremesuppen. Meiden Sie alles Saure und Scharfe.



    Schluckstörungen


    Sollten Sie wahrend der Therapie Schluckstörungen haben, vermeiden Sie harte, Speisen. Nehmen Sie kleine Bissen, und kauen Sie so gut wie möglich. Wenn Sie Schwierigkeiten beim Trinken haben, versuchen Sie es mit einem Trinkhalm. Zumeist sind ganz flüssige Speisen, wie klare Suppen, ungünstig, da sie leicht zum Verschlucken führen. Cremesuppen und Aufläufe zum Beispiel lassen sich gut schlucken.



    Durchfall


    Chemotherapiesubstanzen können vorübergehende Veränderungen der Darmschleimhaut hervorrufen, die zu Durchfällen führen. Vermeiden Sie Obst und Gemüse mit hohem Ballaststoffgehalt, fettreiche Ernährung und nehmen Sie keine Vollkornprodukte zu sich. In der Akutphase helfen Hafer-, Reis- oder Gerstenschleim, der mit gut gesalzener Gemüsebrühe gekocht wird. Bei Gemüse sind besonders gedämpfte Zucchini, Champignons, Spargel oder weich gekochte Karotten bekömmlich. Nach dem Abklingen der Beschwerden sind Kefir und Joghurt geeignet, eine normale Darmflora wieder aufzubauen. Sie sollten unbedingt für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen. Trinken Sie Tees ohne Zucker und Mineralwasser mit wenig Kohlensäure.



    Verstopfung


    Bei Darmträgheit ist es wichtig, daß Sie durch ausgiebige Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreiche Kost die Darmtätigkeit in Schwung halten. Ein vegetarisches Essen mit viel Gemüse, Obst, Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten versorgt Sie mit vielen natürlichen Ballaststoffen und fördert Ihre Verdauung in idealer Weise.



    Gesund essen verbessert das Allgemeinbefinden


    Je besser Sie ernährt sind, um so besser ist Ihr Allgemeinbefinden, und um so besser werden Sie weitere Therapieschritte vertragen. Bei einem guten Ernährungszustand sind Ihre Abwehrkräfte gegen Infekte gesteigert. Achten Sie auf eine kohlenhydratreiche, mineralstoffreiche und vitaminreiche Ernährung. Für den Aufbau und die Funktion der Körperzellen ist eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß ( Proteinen) lebensnotwendig. Tierisches Eiweiß ist enthalten in Eiern, Milch , Milchprodukten, Käse, Fisch und Fleisch.Hochwertiges Eiweiß findet sich auch in pflanzlichen Lebensmitten wie Getreide, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Kartoffeln und Tofu. Eine kalorienreiche Ernährung währen der Krebstherapie kann helfen, das Körpergewicht zu stabilisieren.Der Nährstoff mit dem höchsten Energiegehalt ist Fett und daher wesentlicher Bestandteil in einer kalorienreichen Kost. Mit einem zusätzlichen Löffel Sahne, Butter oder etwas geriebenem Käse erhöhen Sie auch bei kleinen Portionen die Kalorienaufnahme. Kaltgepreßte Pflanzenöle, mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, werten Salate und Rohkost auf. Auch Nüsse sind reich an wertvollen Fettsäuren und bringen geballte Kalorien in das Essen.



    Mit Appetit mehr essen


    Eine der häufigsten Begleiterscheinungen ist die Appetitlosigkeit. Einfluß auf den Appetit haben Geruch, Aussehen und Geschmack des Essens. Das Auge ißt mit. Vermeiden Sie darum alles, was optisch einen Widerwillen gegen Essen hervorrufen kann. Kräftige Farben, angenehmer Geruch und ein feines Aroma machen das einfachste Gericht zum Augen- und Gaumenschmaus. Das Essen soll kalorienreich sein, trotzdem darf es nicht zu fett aussehen und zu fett schmecken. Es gilt, das Gleichgewicht von kalorienreich und appetitanregend zu finden. Besonders ein leichter, dezenter Hauch von Säure bewirkt, daß Speisen als weniger üppig empfunden werden. Dafür genügt es schon, wenn Sie Sahne in Saucen und Suppen durch Sauerrahm ersetzen. Auch ein kleiner Schuß Wein, mit dem das Essen abgeschmeckt wird, wirkt appetitstimulierend.



    Der tägliche Speiseplan


    Am günstigsten ist es, wenn Sie über den Tag verteilt fünf Mahlzeiten zu sich nehmen. Das Frühstück ist eine wesentliche Mahlzeit des Tages und sollte zusammen mit einem Vormittagsimbiß ein Drittel Ihres Energiebedarfs decken. Das Mittagessen muß nicht immer aus Vor-, Haupt- und Nachspeise bestehen. Wenn Sie mit Ihrer Familie essen, wählen Sie den Gang, der Ihnen am meisten zusagt. Lassen Sie sich nur kleine Portionen vorlegen: Große Portionen verschlagen Ihnen den Appetit. Nehmen Sie lieber ein zweites Mal nach. Vor dem Abendessen gibt es nochmals eine kleine Zwischenmahlzeit. Folgen Sie ganz Ihrem Appetit, ob süß oder pikant- Hauptsache, Sie stärken sich wieder. Beachten Sie Ihren ganz persönlichen Tagesrythmus. Schwankungen des Wohlbefindens können auftreten. Vielleicht fühlen Sie sich gerade morgens schwach und appetitlos. Lassen Sie sich nicht entmutigen; Sie können die notwendigen Nährstoffe im Laufe des Tages zu sich nehmen. Versuchen Sie eine Tasse Pfefferminztee oder eine klare Gemüsebrühe zu trinken, dies kann den Appetit anregen. Stillen Sie Ihren Durst zu den Mahlzeiten oder nach dem Essen. Vermeiden Sie das Trinken von größeren Flüssigkeitsmengen unmittelbar vor dem Essen, Sie füllen damit nur den Magen. Ihr Arzt wird Ihnen sagen, ob Sie auf Alkohol gänzlich verzichten müssen oder ob Alkohol in geringen Mengen erlaubt ist. Ein Gläschen Wermut oder Sherry vor dem Essen weckt das Hungergefühl. Ein Glas milder Wein oder Bier können die Freude am Essen steigern.

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