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* Titel der Sendung: Nachtcafé
* Sendername (z.B. Sat1): SWR BW
* Datum der Sendung: 18.05.2007
* Tag der Sendung: Freitag
* Start der Sendung: 22:00
* Ende der Sendung: 23:30
Showview (wenn vorhanden):
* Kurze Beschreibung der Sendung: Talk
Arzt und Patient - Ein krankes Verhältnis?
Gäste bei Wieland Backes
Moderation: Wieland Backes
Gast: Katja Flint, Dr. Werner Bartens, Dr. Bernd Hontschik, Christine Martin, Wolfgang Putz, Prof. Werner Mang, Mavi Mohr
Wer hätte nicht gern einen verständnisvollen Arzt, der immer ein offenes Ohr hat und sich jederzeit der größeren und kleineren Gebrechen annimmt? Doch die Realität sieht meistens anders aus: Wer einmal ernsthaft krank ist, steht häufig im Dschungel zwischen Hausarzt, Fachärzten und Krankenhaus ziemlich alleine da. Wenn dann auch noch überlastete Mediziner oder gar Fehldiagnosen dazu kommen, ist die Katastrophe oft vorprogrammiert. Umgekehrt klagen Ärzte über das Anspruchsverhalten von Patienten, ihr mangelndes Verständnis für die Notwendigkeiten des Medizin-Alltages und die schwierigen Rahmenbedingungen. Wie steht es um das Verhältnis von Arzt und Patient? Sind Ärzte nur noch Dienstleister im Gesundheitsapparat ohne Zeit für Menschliches? Gibt es noch die verständnisvollen Ärzte mit Zeit für ein persönliches Gespräch? Oder müssen Patienten einfach geringere Ansprüche stellen?
Die gefragte deutsche Schauspielerin Katja Flint leidet bereits seit ihrer Kindheit an Migräne. Jahrzehntelang irrte sie von Arzt zu Arzt, versuchte verschiedene Therapien, wurde sogar mehrfach operiert - nichts half. Doch die 47-Jährige gab nicht auf, beschäftigte sich intensiv mit ihrer Krankheit und fand schließlich Hilfe. "Ich kann nur jeden ermutigen, nicht aufzugeben, denn es findet sich am Ende ein Arzt, der helfen kann."
Ein Optimismus, den der Journalist und studierte Arzt Dr. Werner Bartens nur bedingt teilt. In seinem "Ärztehasserbuch" geht der selbsternannte Insider mit seinen Ex-Kollegen hart ins Gericht: Ärzte nähmen sich zu wenig Zeit und Patienten würden nach einem langen Arbeitstag zum natürlichen Feind, sprich: Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient kranke. Das Jammern der Ärzteschaft aufgrund von Überarbeitung und Personalmangel lässt Bartens nicht gelten. Aus eigener Erfahrung wisse er zu gut, wie aus einem "jungen idealistischen Medizinstudenten ein zynischer Assistenzarzt werden kann."
Genau dieser Entwicklung will Dr. Bernd Hontschik bewusst entgegenwirken: Der Chirurg mit eigener Praxis in Frankfurt macht sich für ein besseres Verhältnis von Arzt und Patient stark. Seiner Meinung nach war es noch nie so gestört wie heute, denn Patienten würden die moderne Apparate-Medizin als seelenlos und Ärzte als distanzierte Techniker erleben. Der 55-jährige Arzt fordert von sich und seinen Kollegen, dem Patienten zuzuhören und ihn als Mensch mit Körper und Seele zu behandeln. Denn für Hontschik ist klar: "Die Psyche eines Menschen hat großen Einfluss auf den Behandlungserfolg."
So einen Arzt hätte sich Christine Martin gewünscht als sie vor acht Jahren nach einem banalen Fahrradsturz abends ins Krankenhaus kam. Doch dort wurde sie mit den Worten begrüßt: "Glauben Sie, dass ich nach einem anstrengenden Dienst noch Lust auf jemanden wie Sie habe?" Der Arzt behandelte sie falsch, so dass für die sechsfache Mutter ein dramatischer Leidensweg begann und sie nach weiteren Komplikationen heute zu 100 % schwerstbehindert ist. "Ich habe jegliches Vertrauen in Ärzte verloren."
Mit Behandlungsfehlern hat Anwalt Wolfgang Putz täglich zu tun. Seine Arbeit beginnt, wenn das Verhältnis des Patienten zum Arzt zerrüttet ist. Seit 30 Jahren ist der Münchner Medizinrechtler im Geschäft und die Zahl der Patienten, die er juristisch vertritt, steigt seit Jahren kontinuierlich. Der Anwalt weiß, bei den Ärzten lässt der Umgang mit Fehlern zu wünschen übrig - statt einer Entschuldigung schlägt den Patienten häufig Arroganz entgegen.
Der Schönheitschirurg Prof. Werner Mang weiß um die Fehlbarkeit von Ärzten. Der Schöpfer der "Mang-Nase" repariert in seiner exklusiven Bodenseeklinik, was der Mensch oder die Natur verpfuscht hat. Das Verhältnis zu seinen Patienten ist gut. Wer bezahlt, bekommt viel Aufmerksamkeit und die beste Versorgung. Doch die Anspruchshaltung mancher Patienten an die Ärzte sieht Mang kritisch: "Man kann den Motor nicht immer auf Anschlag fahren und darauf hoffen, dass es der Arzt am Ende wieder richtet."
An der Bar: Mavi Mohr erhielt mit 13 Jahren die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. Im Krankenhausalltag stand für die Ärzte nur der Krebs im Vordergrund, Mavis Ängste interessierten nicht. Sie gewann den Kampf gegen die Krankheit und entschied sich dafür, Ärztin zu werden und es selbst besser zu machen. Ihre Erfahrungen helfen ihr heute als Assistenzärztin auf einer Krebsstation dabei, mit den Sorgen ihrer Patienten umzugehen. Sie weiß, "ein gutes Verhältnis von Arzt und Patient ist für beide Seiten wichtig."