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* Titel der Sendung: Die Ohnmacht der Ärzte
* Sendername (z.B. Sat1): HR
* Datum der Sendung: 03.09.2006
* Tag der Sendung: Sonntag
* Start der Sendung: 05:25
* Ende der Sendung: 05:55
Showview (wenn vorhanden):
* Kurze Beschreibung der Sendung: Gesellschaftsreportage
Wiederholung vom 02.09.2006, 16:30
Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhardt
"Am Krankenbett muss man die Wahrheit sagen - aber so, dass dem Patienten immer noch Hoffnung bleibt", meint Dr. Neumann, Oberarzt auf der Krebsstation einer katholischen Klinik in Norddeutschland. Täglich hat er mit todkranken Menschen zu tun. Allzu oft muss er als Arzt seinen Patienten eingestehen, dass er kaum noch etwas gegen ihre Krankheit tun kann - außer die Schmerzen zu lindern. Eine Extremsituation für Arzt und Patient. Der Frankfurter Hausarzt Dr. Sohn betreut Sterbende zu Hause. Da ist die Angst der Angehörigen, mit dem Todkranken allein zu bleiben. Da ist die Furcht des Patienten vor quälenden Schmerzen. Medikamente allein reichen oft nicht mehr aus. Vor allem Zuspruch und Beistand sind vom Arzt gefordert. All das zusammen wird für Dr. Sohn manchmal zur schweren Bürde. Sein eigenes Familienleben leidet darunter, das Schicksal der Patienten lässt ihn nicht los. Die Medizinstudentin Sandra Stippich will später als Arzt Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten. Sie hat früher jahrelang als Physiotherapeutin auf der Intensivstation einer Unfallklinik gearbeitet, hatte es mit Querschnittgelähmten und Komapatienten zu tun. Dort hat sie erlebt, wie Mediziner im Alltagsgeschehen abstumpfen können. Respekt vor dem Kranken und die Wahrung der Würde des Patienten machen für sie den idealen Arzt aus. Wer seinen Arztberuf ernst nimmt, leidet irgendwann unter der eigenen Ohnmacht. Nicht zufällig ist die Selbstmordrate unter Ärzten höher als in vielen anderen Berufsgruppen. Doch während der Ausbildung werden sie zu wenig auf diese Seiten ihres späteren Berufs vorbreitet. Ärzte wollen helfen und heilen nach bestem Wissen und Gewissen. Aber reicht dieses traditionelle Berufsbild auf Zukunft? Medizinischer Fortschritt, moderne Biowissenschaften, der enorme ökonomische Druck konfrontieren Ärzte mit neuen ethischen Herausforderungen. Noch nie mussten in der Bundesrepublik Deutschland Ärzte aus Kostengründen unter ihren Patienten "selektieren" - denn nicht für jeden ist immer jede Behandlung möglich. Andererseits war aber noch nie so viel medizinisch machbar und entsprechend teuer. Die Ethik des Arztberufes kommt an ihre Grenzen - neue Fragen verlangen neue Antworten.