Hallo liebe Forenmitglieder, ich bin Julia, 46 Jahre alt und lebe in Berlin - und meine Welt ist ein dunkler, gruseliger Ort geworden. Vor 5 Wochen teilte mir meine große Liebe mit, er habe Magenkrebs mit Metastasen im Bauchfell. Er ist in Dortmund in Behandlung, da es ein renommiertes Klinikum für Gastroenterologie ist. Momentan erhält er eine Chemo nach FLOT und - hoffentlich!!!! - schrumpft der Tumor und kann operiert werden, samt HIPEC. Danach wird es eine weitere Chemo geben.
Also alles in Allem: Es ist nicht hoffnungslos, aber die Chancen auf Heilung (kann man bei selbst bei Tumorfreiheit von Heilung sprechen?) ist nur in "einigen Fällen" belegt.
Wie ihr euch vorstellen könnt, interressiert mich nichts mehr anderes, außer dieses eine Thema. Ich habe, wie vermutlich die meisten von euch, furchtbare Angst, ihn zu verlieren. Gleichzeitig schäme ich mich, daß ich nicht "optimistisch" und "hoffnungsvoll" bin. Ich bin dankbar, daß es überhaupt Hoffnung gibt, ja. Doch die Angst ist einfach am Stärksten in mir. Es ist sehr schwer für mich, da er in Dortmund ist und ich in Berlin bin. Mein Freund ist der Typ "ich muss da selbst durch" und nichts von wegen "wir schaffen das zusammen". Natürlich nehme ich Rücksicht und lasse ihn, denn jeder Mensch findet auf verschiedene Arten seine inneren Kraftquellen.
Ich leide sehr darunter, nichts aktiv TUN zu können, wie Essen kochen (er ist sehr mager geworden) oder einfach bei ihm sein. Mit der Diagnose ist unsere Beziehung, unser Zusammenleben, zu einer Fernbeziehung geworden.
Ich weiß nicht, ob es vielen oder einigen hier, auch so geht: Ich bin außerstande, irgendetwas auf die Reihe zu kriegen. Außer lesen, lesen, lesen und diverse, unterstützende, komplementärmedizinische (von Krebsgesellschaften auf Wirksamkeit geprüfte) Medikamente zu bestellen, um ihm die Chemo leichter zu machen.
Bei einem Besuch bei mir sagte er: "Du hast mehr Angst, als ich". Das ist wahr, denn ich habe Angst, allein zurück bleiben zu müssen. Diese Ohnmacht auszuhalten ist schwer, da ich eher ein Kontrolletti bin und praktisch veranlagt bin. ein "steh-auf-frauchen", dass jetzt nicht mehr hoch kommt.
Er möchte nicht, daß ich anrufe, sondern nur was schreibe und er ruft mich dann an - das hat er sich gewünscht von mir. Ich mache das, weil ER entscheidet, was ihm gut tut und was nicht. Klar, MIR würde es gut tun, wenn er 3x täglich anriefe und ich lang und breit erörtern könnte, was ich wieder alles recherchiert und bestellt habe. Aber es geht um ihn, er hat den Tumor und nicht ich. Ich habe nur diese schreckliche Verlustangst, die ich vorher schon hatte und jetzt vertausendfacht.
Wie geht ihr mit dieser Angst um? "legt" sich das nach einiger Zeit ein bißchen? Wie geht ihr mit eurem geliebten Menschen um?
Es verändert sich so vieles durch den scheiß Krebs...
ich würde mich freuen, wenn ich mit Menschen schreiben könnte, die dasselbe durchmachen müssen und wir uns Kraft geben könnten, um sie postwendend an unsere geliebten Erkrankten weiter geben zu können.
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FG Patrick
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